Oberflächenveredelung mittels Patinierung
So perfekt unvollkommen.
Spätestens seit der Verwendung des Materials Rost in der bildenden Kunst des ausgehenden 20. Jahrhunderts durch Künstler wie Richard Serra oder Donald Judd haben Oxidationseffekte ihren Weg über den öffentlichen Raum in private Wohnbereiche genommen. Gerade im Zusammenspiel mit modernem Interieur üben oxidierte Oberflächen, deren Facettenreichtum von einem orangebraunen Rost-Ton bis hin zum matten Grün eines Kupferdaches reicht, einen unwiderstehlichen Reiz aus.
Dabei ist die Bildung von Patina in erster Linie eine chemische Reaktion aus dem Zusammenspiel von Metall und Sauerstoff. Ein Verwitterungsprozess, den es in der Regel zum Schutz des Materials zu verhindern gilt: Die Patina als Vanitas-Symbol, deren Reiz in einem naturgegebenen unaufhaltsamen Prozess zu suchen ist und uns in seiner Vergänglichkeit so perfekt unvollkommen erscheint.
Rostoptik
Auch wenn es sich bei Rostoptiken um künstlich erzeugte Alterungsprozesse handelt, kommen bei dieser Technik echte Metallpigmente zum Einsatz. Die Basis bildet ein individuell eingefärbter Quarzputzgrund.
Vor dem Auftrag der Spachtelmasse, die mit Eisenpulver versetzt ist, wird der Untergrund sorgfältig vorbereitet: Er muss rissfrei und gut durchgetrocknet sein. Ob gleichmäßig, unregelmäßig oder in definierten Strukturen, ihre spätere Zeichnung erhält die so veredelte Oberfläche durch die Art des Auftrags mit entsprechenden Verteilwerkzeugen. Das Besprühen mittels eines Rostaktivators löst schließlich den Vorgang der Oxidation mit dem Eisenpulver aus und erzeugt die typische Rostoptik.
Kupferoxidierte Oberflächenveredelung
Kupfer ist ein Metall, das sich heute in Form von Lampen oder anderen Dekorationselementen in vielen modern eingerichteten Wohnungen findet. Es setzt warme Akzente in kühl-schlichten Interieurs und strahlt Eleganz aus.
Den gegenteiligen Effekt bildet die oxidierte Form des Kupfers: Es wirkt kühl, modern und extravagant. Bei der Wand- oder Oberflächengestaltung wird es durch seine lebhafte türkisgrüne Patina zum Highlight.
Ähnlich wie bei der Rostoptik erhält die Kupfer-Patina ihren authentischen Grünspan-Effekt durch echte Metallpartikel, die mittels eines Aktivators zur Reaktion gebracht werden. Die Metallpartikel sind direkt in der kupferroten Grundfarbe enthalten. Wie intensiv der Patina-Effekt ausfällt, hängt entscheidend von der Art und Menge des Aktivatorauftrags ab, der mittels Pinsel, Schwamm oder Walze erfolgt. Innerhalb kürzester Zeit zeigt sich das Ergebnis: auf der Oberfläche entsteht ein Grünspan, als sei die Fläche über Jahrzehnte gealtert.
Wie von der Natur gezeichnet: einmalig und individuell
Patinaeffekte, die in der Natur nur durch einen langsamen Oxidationsprozess zu erzielen sind, lassen sich durch die fachgerechte Anwendung von Oxidationslösungen innerhalb kurzer Zeit künstlich erzeugen. Ihre individuelle Zeichnung erhalten die so veredelten Oberflächen durch die Verwendung spezieller Kämme, Bürsten und Verteiler sowie durch den Auftrag mehrerer Farbsichten und Lasuren. Eine patinierte Oberfläche ist somit immer einmalig.