„Das Besondere liegt im Detail“
Was den entscheidenden Anstoß für seine Begeisterung für den Erhalt historischer Gebäude gab, daran entsinnt sich Alk Arwed Friedrichsen nicht mehr. Nur, dass es die familiäre Umgebung war, die sein Interesse fürs Handwerk entfachte.
Mit der Restaurierung des alten Fischerhauses im Treppenviertel gelang es dem auf historische Bausubstanz spezialisierten Architekten, der Geschichte des historischen Gebäudes auf den Grund zu gehen.
Alk Arwed Friedrichsen entstammt einer traditionsbewussten Familie aus Tischlern und Stellmachern. Das Material Holz war ihm somit von klein auf vertraut und die Tischlerlehre für den heutigen Experten für Denkmalpflege der naheliegende Einstieg ins Berufsleben.
Mit 23 Jahren zog es den gebürtigen Husumer nach Hamburg, wo er sich für den Studiengang Architektur einschrieb. Seine Schwäche für Geschichte und alte Gebäude war zu diesem Zeitpunkt bereits vorhanden. Nach zweijähriger Tätigkeit als angestellter Architekt entschied sich Alk Arwed Friedrichsen für die Spezialisierung auf Denkmalpflege. Seine Ausbildung erhielt er an den renommiertesten Universitäten – in Dresden, York sowie in Rom.
Als er 1995 das Angebot erhielt, das Kloster St. Johannis zu restaurieren, stand die Entscheidung fest: Um den Auftrag zu erhalten, wagte Friedrichsen den Schritt in die Selbstständigkeit. Heute leitet er mit dem Architekturbüro Alk Friedrichsen ein Team aus Architekten und Denkmalpflegern.
Interview: Im Gespräch mit Alk Arwed Friedrichsen
Die Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen des Baudenkmals „Blankeneser Fischerhaus“ brachten eine überraschende Erkenntnis: Wissenschaftliche Analysen der Bausubstanz korrigieren den Errichtungszeitpunkt auf die Zeit um 1570. Das macht es zum ältesten Wohnhaus Altonas.
Lieber Herr Friedrichsen, das Fischerhaus gilt schon lange als historisches Erbe Altonas. 2018 wurde seine Entstehungszeit auf die Zeit kurz nach 1570 datiert – deutlich früher als angenommen. Was erschwerte die Datierung?
Alk Arwed Friedrichsen: Das Blankeneser Fischerhaus ist im Grundsatz ein Fachhallenhaus (umgangssprachlich: ein „niedersächsisches Bauernhaus“), von dem erst seit den 1970er-Jahren klar wurde, wie früh dieser Typ auch schon im Norden vertreten war. Leider hat sich seit den 1920er-Jahren kein Bauforscher mehr grundsätzlich mit dem Bautyp Blankeneser Fischerhaus beschäftigt. Das wurde als Heimatkunde betrachtet, während die Baugeschichte überwiegend die größeren räumlichen Zusammenhänge im Fokus hatte. Die große Zeit der Blankeneser Fischerei fand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts statt. Inzwischen wissen wir, dass die Fischerei in Blankenese da schon mindestens zweihundert Jahre alt war. Deswegen habe ich die erste dendrochronologische Untersuchung der Konstruktionshölzer auf eigene Rechnung in Auftrag gegeben. Als die Ergebnisse vorlagen, wurden noch zwei weitere durchgeführt.
Wie genau erfolgte die Altersbestimmung?
A.A.F.: Es handelt sich um eine Untersuchung der Jahresringe des Holzes. Abhängig vom Wetter wächst ein Baum in jedem Jahr etwas mehr oder weniger, was sich in den Jahresringen abzeichnet. Wenn man einen Bohrkern entnimmt, sind die Ringe gut zu erkennen. Inzwischen gibt es Vergleichsproben, anhand derer man diese Jahresringe nicht nur gut bestimmten Jahren zuordnen kann, sondern auch bestimmten Gegenden. Am wichtigsten sind aber die Ringe unmittelbar unter der Rinde, weil man dann sicher sagen kann, wann der Baum aufgehört hat zu wachsen, also gefällt worden ist.
Neben der Neudatierung und Bestimmung als ältestes Haus Blankeneses machte das Fischerhaus auch als „Dauerbaustelle“ Schlagzeilen. Welche Gründe waren es, die die Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten so komplex gestalteten?
A.A.F.: Da hier öffentliche Mittel eingeflossen sind, mussten immer auch die dafür geltenden Regularien eingehalten werden. Wesentlich hier waren aber auch die Corona-Zeit, in der wir wegen Personalmangels immer wieder Unterbrechungen hatten, und die Schwierigkeit, überhaupt geeignete Handwerker zu bekommen. Zum Beispiel mussten wir schließlich auf einen dänischen Dachdecker zurückgreifen, nachdem wir in mehreren Durchgängen keinen deutschen Anbieter dafür finden konnten.
Was war abgesehen vom Blankeneser Fischerhaus Ihr bisher spannendstes Projekt?
A.A.F.: Vielleicht die St. Nikolai-Kirche – die Arbeit in luftiger Höhe … Meistens liegt das Besondere im Detail!
Lieber Herr Friedrichsen, wir danken Ihnen ganz herzlich für die spannenden Einblicke!